Mittwoch, 25. November 2009

FOTOS!

hier: http://picasaweb.google.es/luisa.en.nicaragua

endlich hab ichs geschafft ein paar hochzuladen. hab bisher viel zu wenige gemacht. wird nachgeholt :)

Auf ein Tote Hosen-Konzert sollte man nicht mit Flipflops gehen...

Diese schmerzliche Erfahrung habe ich letzten Donnerstag gemacht. Ob ihrs glaubt oder nicht, die Toten Hosen haben ein Konzert in der Hauptstadt Nicaraguas – Managua – gegeben. Und ob ihrs glaubt oder nicht, der Eintritt betrug 100 Cordoba = 5 Dollar = 3,50 Euro. Preisleistungsverhaeltnis war absolut top. Das Bloede war nur, dass ich keine vernuenftigen Schuhe hatte. Seit nun fast drei Monaten laufe ich nur in Flipflops rum – meine Fuesse findens super. Jedenfalls die meiste Zeit. Eben nur nicht am besagten letzten Donnerstag. Highlight des Abends  HighFive mit Campino, mal eben so ganz laessig abgeklatscht wuhuuu... Neben ein paar Nica-Punks (wusste gar nicht, dass es sowas gibt) waren fast nur Deutsche und andere „cheles“ auf dem Konzert. Keine Ahnung, wo die alle herkamen! Es war auf jeden Fall ein Riesenspass, obwohl (oder vielleicht deswegen) ich mich den ganzen Abend gefuehlt hab, als haette ich lustige bunte Pillen geschluckt. Jenes habe ich natuerlich nicht getan und wenn dann wuerde ich das hier nicht schreiben. Ich habe auch nur Wasser getrunken, ehrlich. Ich kann mir meinen Flash nur so erklaeren, dass das ganze Deutsch, das ploetzlich von ALLEN SEITEN in meine Gehoergaenge eingedrungen ist irgendeine komische Synapse, die laenger nichts zu tun hatte, in meinem Gehirn aktiviert hat und dadurch eine Schockreaktion ausgeloest hat. Aber ist ja auch egal.
Auf dem Rueckweg vom Konzert wurden wir von Polizisten angehalten. Ich will sie nicht korrupt nennen, hmm doch eigentlich schon, aber manche verdienen sich hier gerne mal den einen oder anderen Dollar dazu. Dumm nur, dass sie uns nichts vorwerfen konnten. Unser Fahrer hatte zwei Pistolen im Handschuhfach. BOAH FUCK, was wird das denn hier, hab ich nur gedacht als der die rausgeholt hat. Aber war anscheinend alles legal, er hatte Papiere dafuer. In Managua soll es normal sein, dass die Leute zum Selbstschutz Waffen unter den Autositzen verstecken. Hab ich so gehoert.
Ich fuehle mich eigentlich sicher hier in Nicaragua, aber einige andere Freiwillige wurden schon ausgeraubt und in letzter Zeit habe ich vermehrt von Ueberfaellen durch Gangs gehoert - ein Bekannter von mir wurde ins Koma gepruegelt. Aber da ich nicht alleine bei Dunkelheit durch verlassene Strassen lauf, muesst ihr euch keine Sorgen machen. In meinem kleinen Doerfchen El Realejo passiert eh nichts, wirklich absolut gar nichts. Deswegen ziehe ich am Wochenende nach Corinto, also in eine Hafenstadt direkt am Meer ;) Hmmm, was gibts noch zu berichten... Letzte Woche wollten die Gefangenen in Chinandega ausbrechen! Kein Wunder, das Gefaengnis mit 400 Plaetzen ist mit knapp 900 Insassen mehr als ueberbelegt. Man hoert ja von allen Seiten verschiedenes, wie es sich zugetragen haben soll, aber anscheinend haben einige Haeftlinge in den Zellen Kleidung und Matratzen verbrannt, um gegen die schlechten Bedingungen zu protestieren und danach die Waechter ueberannt. Daraufhin warfen diese Traenengasbomben und es wurde auch ein bisschen geschossen, mit dem Ergebnis: 1 Toter, 2 Angeschossene und viele weinende Maenner. Dummerweise konnten manche von den Gasbombenwerfern nicht richtig zielen, sodass draussen vor den Toren der Haftanstalt, wie es mir scheint, mehr Menschen laediert wurden als innerhalb.
Von kleinen gesundheitlichen Problemen mal abgesehen geht es mir aber super hier! Daran, dass bei der Arbeit nicht immer alles rund laeuft habe ich mich gezwungenermassen gewoehnt :D

Donnerstag, 12. November 2009

Die Krippe steht...

...und zwar auf dem Verkehrskreisel in Chinandega, geschmackvoll mit silberner und blassroter Glitterpuschelfolie dekoriert. Und das schon seit ueber zwei Wochen! Die ersten Plastikweihnachtsbaeume gesellen sich zu der Deko, die noch von letztem Jahr haengt - Weihnachten kann kommen wuerd ich sagen. Erst mal ein dickes Sorry an alle, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe. In meinem Doerfchen gibt es seit fast drei Wochen kein Internet mehr, weil irgendwer (man weiss leider nicht genau wer) verdoedelt hat so einige Rechnungen zu bezahlen.
Anfang November war ich mal wieder krank, aber inzwischen bin ich wieder fit. Nach einer geplatzten Reunion am letzten Freitag, habe ich das Wochenende in Leon verbracht, die Vorzuege einer zivilisierten Stadt genossen (Kino, Restaurants, Bars) und mir ganz dekadent einen Cafe au lait und ein Mandelcroissant in der franzoesischen Baeckerei gegoennt. Vive la France!
In der letzten Zeit gabs hier ziemlich viel Regen, weil IDA ihr Unwesen an der Atlantikkueste getrieben hat, aber die habe ich jetzt weiter nach Mexico zur lieben Vivi geschickt :P
Gerade eben ist mein Gastbruder, -neffe oder was auch immer, der vor ca einem Monat verschwunden ist, wieder aufgetaucht. Er hat mal so ganz spontan aus Lustigkeit die Schule abgebrochen und ist in die Hauptstadt, also Managua zum Haeuserbauen gefahren. Das hat hier aber auch niemanden gestoert. Bildung hat hier einen nicht ganz so hohen Stellenwert wie in Deutschland... Vormittags unterstuetze ich regelmaessig den Englischlehrer der weiterfuehrenden Schule El Realejos. Der Laermpegel in der Schule ist einfach unglaublich. Multizipliert die Lautstaerke der nervigsten Klasse einer Schule in Deutschland mal zwei - das ist dann Normalzustand. Laut dem Lehrer liegt dies allerdings nur daran, dass Ende November das Schuljahr vorbei ist (Dezember & Januar sind Sommerferien), aber da bin ich mir nicht so sicher.Der Unterricht wird dadurch, dass die Schueler ab 13 ihre Flirtkuenste an mir testen, bzw. mir Briefchen ihrer aelteren Brueder zustecken, auch nicht leichter.
Das naechste nicht unerhebliche Problem ist, dass der Englischlehrer leider kein Englisch kann. Er unterrichtet seit neun Jahren Englisch, seit drei Jahren studiert er nebenbei Englisch an der Uni. Ich musste ihm bei seinen Hausaufgaben helfen. Er sollte einen einseitigen Essay ueber Hitler schreiben und eine Geschichte ueber zwei Zwerge und einen Schmetterling uebersetzen... So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich einige der 16-jaehrigen Schueler sich mir nicht einmal auf Englisch vorstellen konnten.
Endlich, endlich habe ich ein Fahrrad und bin somit etwas mobiler. Das gute Stueck hat aber auch so seine Tuecken. Es ist naemlich manchmal ein ganz schoener Dickkopf und verbietet den Bremsen fuer mich zu arbeiten. Als ich mich zum ersten Mal mit einem breiten Grinsen auf den Sattel geschwungen habe und durchs Dorf zu einem Freund radeln wollte, stand auf einmal eins von diesen 2-Meter-Schweinen vor mir und versperrte die komplette Strasse! Ich merkte zu spaet, dass die Bremsen gerade nicht so gut funktionieren, aber ich reagierte geistesgegenwaertig, sprang vom Fahrrad ab, schmiss es nach links um das Schwein nicht zu verletzen und machte eine Stuntrolle ueber das Schwein und...
Nee waer cool gewesen, in Wahrheit ist das Schwein, nachdem ich panisch sowas wie "Verpiss dich, dummes dickes Schwein!" auf spanisch geschrien hab, beleidigt einen Schritt nach hinten getappt und hat mich passieren lassen. Puuuh, das war aber echt knapp Leute, ich sags euch. Zum Glueck bin ich nicht sehr schnell gefahren, da hier immer irgendwelche Viecher auf der Strasse chillen oder auch mal ne fette Party feiern. Huehner, Katzen, Hunde, Pferde, Esel, Schweine, Schafe, Kuehe laufen eigentlich alle frei herum. Aber daran habe ich mich gewoehnt, genau wie an viele andere Dinge. In den zwei Monaten, die ich nun schon hier bin, hatte ich erst einmal die Gelegenheit warm zu duschen. Komischerweise hat mich das von Anfang an nicht gestoert. Inzwischen ist es auch normal fuer mich, dass sich mein Zimmer bei starkem Regen in ein Schwimmbad verwandelt, die komplette Waesche auf einem Waschbrett zu waschen, dass oefter mal Strom und Wasser ausfaellt und man alles bei Kerzenschein erledigen muss (das kann auch sehr romantisch sein :D). Statt des akademischen Viertels, erfreut sich hier die, ich nenn es mal "nicaraguanische Stunde" grosser Beliebtheit. Ueberall laufen kleine Geckos herum, es gibt tausend mal mehr Insekten als in Deutschland, so kommt es mir zumindest vor. Und doppelt bis dreimal so gross sind sie auch.
So ihr Lieben, ich verspreche euch, dass ich diesen Monat mindestens noch einmal schreibe:)
kuesschen an euch!